In meiner langjährigen Begleiterpraxis erlebe ich es immer wieder, dass gerade Menschen, die an den Schnittstellen zwischen Leben und Tod arbeiten, häufig überfordert sind mit den Reaktionen von Sterbenden, deren Angehörigen und später dann auch mit dem Trauerchaos der Hinterbliebenen.
Oft genug trifft man während einer Begleitung auch auf eigene, vielleicht unbewältigte Trauer und den damit verbundenen Gefühlen. So kann es passieren, dass der Begleiter während einer Begleitung
dann mehr sich selbst, denn das zu begleitenden Gegenüber wahrnimmt, was dann leicht zur Überforderung auf beiden Seiten wird.
(Vgl. Martina Taruttis, Trauern heißt Versöhnung, Butzon & Bercker, Kevelaer 2006, S. 44 ff).
Aus dieser Überforderung heraus werden viele unnötige Fehler gemacht, die dann eher kontraproduktiv für den Anstoß und den Verlauf von notwendigen und heilenden Abschiedsprozessen sind. Hinzu kommt, dass der Umgang mit Trauernden heute viel zu sehr an Konzepten denn an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert ist.
Trauernde brauchen keine Begleitung und Unterstützung nach erlernten Standards, Methoden oder nach Normen! Trauernde brauchen lediglich "Mitmenschen" - Menschen, wie Sie und ich, die einfach nur da sind, mitgehen, begleiten und mit aushalten. Menschen, die Betroffenen Raum und Zeit geben und ihnen vor allem erlauben, das zu fühlen und auszudrücken, was sie in ihrer extremen Lebenssituation gerade empfinden und tun wollen. Trauernde brauchen weder Referenten noch Therapeuten, sondern Menschen, die in der Lage sind, Gemeinschaft und Beziehungen herzustellen, zu gestalten und zu leben. Das setzt ein hohes Maß an Selbst(er)kenntnis, Selbstsicherheit und vor allem Zuversicht und Lebensfreude voraus. Wie man das erreicht, erfahren Sie in unseren Seminaren und als Begleiter unserer Reisen.
Lange und kostspielige Trauerbegleiter-Ausbildungen sind keine Garantie dafür, es später in der Praxis "richtig" zu machen. Denn was richtig ist, entscheiden ausschließlich die Menschen, die von Ihnen begleitet werden.
Ich selbst habe mit Mitte Zwanzig eine lange und sehr teure Ausbildung gemacht. Sie hat mir jede Menge Selbsterkenntnisse gebracht und meine Neugier für das große Thema "Verlust" geweckt. Meine beruflichen Kompetenzen habe ich allerdings allein durch "Tun" und jede Menge Selbsterfahrung erlangt - und ich lerne täglich dazu. Seit vielen Jahren begleite ich nun Menschen in Verlustsituationen in vielfältiger Weise. Das Meiste lerne ich während meines intensiven Zusammenseins mit Trauernden auf Reisen. Hier erfahre ich ganz viel über Trauerprozesse im Allgemeinen und über das Verhalten und die Bedürfnisse von Trauernden im Besonderen. Und ganz nebenbei viel über mich selbst!